Soziale Medien:
Was macht die Prävention?
Wo und wann beginnt die Präventionsarbeit beim Phänomen Social Media und wie kann man einer schädlichen Nutzung vorbeugen? Ziel ist, dass Jugendliche ein kompetentes und verantwortungsvolles Verhalten damit erlernen.
Von Anja Sijka und Gabriela Hofer
Einen kompetenten Umgang mit den Medien kann man nicht erst mit zwölf Jahren in einem Kurs lernen, es ist vielmehr eine lebenslange, herausfordernde Aufgabe. Es geht darum, dass Kinder schon früh lernen, eigene und fremde Gefühle zu unterscheiden, mit Frust und Langeweile umgehen, aber auch Stopp sagen zu können. Hilfreich ist, wenn sie lernen, dass sie selbstwirksam und kritisch sein dürfen und dabei Selbstbewusstsein erlangen. Dafür sind Eltern wichtig, die ihren Kindern schon früh einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien vorleben und Alternativen vermitteln. Eltern, die die unterschiedlichen Gefühle ihrer Kinder zulassen und aushalten können und die ihnen auch zutrauen, mit diesen umzugehen. Eltern, die präsent sind, die ihre Kinder ernst nehmen und Interesse zeigen an ihrer Faszination für soziale Medien. Kinder und Jugendliche brauchen Eltern, die ein offenes Ohr haben, sich auf Diskussionen einlassen, mit ihnen klareRegeln aushandeln und wo nötig Grenzen setzen.
Rolle der Schulen
Auch die Schule spielt eine wichtige Rolle. Mit einem Präventionskonzept kann eine positive Medienkultur geschaffen und mit der Vermittlung von Medienkunde eine fachliche Grundlage gelegt werden. Durch die Stärkung der überfachlichen Kompetenzen, die im Lehrplan 21 verankert sind, ergänzt die Schule die Arbeit der Eltern, indem sie die Schüler*innen in ihren Lebenskompetenzen stärkt. Dazu gibt es konkrete Lehrmittel für Jugendliche, wie zum Beispiel «Freelance», das darauf basiert, sich selber und das eigene Nutzungsverhalten zu reflektieren. Dabei geht es um Themen wie Selbstdarstellung, die Bedeutung von Freundschaft und die eigene Befindlichkeit und die der anderen imNetz.Dies soll dazu anregen, das eigene Handeln zu überdenken und das Verhalten gegebenenfalls anzupassen.
Selbstreflexion fördern
So können Eltern und Schule gemeinsam die Fähigkeit zurSelbstreflexion fördern – eine wichtige Voraussetzung zur Prävention exzessiver Nutzung von sozialen Medien. Die Aufgabe der Suchtprävention besteht nun darin, einerseits die Eltern in ihrer Rolle als Erziehende zu ermutigen und zu stärken. So bieten die regionalen Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Elternabende und -kurse für verschiedene Altersstufen an. Andererseits sensibilisieren sie Fachpersonen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, bilden sie weiter und unterstützen sie bei Haltungsdiskussionen und der Anpassung von Strukturen. Sie begleiten Schulen und Kindergärten in Projekten wie beispielsweise der «Flimmerpause» oder Projekttagen und -wochen. Und sie bieten Schulen Unterrichtsmaterial und auf Wunsch Einführung in dessen Nutzung.
Prävention mit Social Media
Gezielt nutzt der Stellenverbund Social Media für die Prävention, beispielsweise mit Selbsttests auf ihrer Website suchtpraevention-zh.ch, auf Facebook, Snapchat und Instagram. Die Selbsttests ermöglichen eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten, vermitteln Safer-Use-Regeln und machen, bei entsprechendemErgebnis, die Suchtberatungsstellen bekannt. Dank diesen Kommunikationsmassnahmen gelingt es, Zielgruppen zu adressieren, die sonst für die Prävention schwer zu erreichen sind. Die Selbsttests erreichen mehrheitlich junge Männer zwischen 18 und 30Jahren. Social Media werden unteranderem auch von der Fachstelle für interkulturelle Suchtprävention und Gesundheitsförderung FISP erfolgreich genutzt. Via Facebook kann die Fachstelle die Migrationsbevölkerung im Kanton Zürich in der jeweiligen Landessprache für ihre Themen sensibilisieren.
Anja Sijka und Gabriela Hofer arbeiten als Präventionsfachfrauen bei der Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und Dietikon
Angebote
Für Schulen
Freelance: Das Präventionsprogramm für die Sekundarstufe I + II befasst sich beim Thema Digitale Medien auch mit Social Media. Material und Infos: www.be-freelance.net
Projekttage: Die regionalen Stellen beraten und begleiten Schulen kostenlos bei der Umsetzung von Projektwochen und Ähnlichem. Sie bieten dazu Materialien an. Bewährt hat sich etwa das Projekt «Flimmerpause», bei dem während einer bestimmten Zeit auf Bildschirmmedien verzichtet wird.
Elternarbeit: Die regionalen Stellen führen kostenlos massgeschneiderte Elternbildungsveranstaltungen durch.
Für weitere Fachpersonen
Mitarbeitende der Jugendarbeit, im vorschulischen Bereich oder andere Fachleute, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, können sich von den regionalen Stellen beraten lassen.
Broschüren
Zwei Broschüren sind als PDF zum Downloaden:
- TV, Tablet und Handy, Tipps für Eltern von Kindern bis 10 Jahre, in vielen Sprachen.
- Internet und neue Medien. Tipps für Eltern von 11- bis 16-Jährigen, in vielen Sprachen.
suchtpraevention-zh.ch/publikationen/informationsmaterial/