Anabolika:
Mythen und Fakten

Anabolika werden oft in Untergrundlabors hergestellt, die weder strikten hygienischen Normen folgen noch Kontrollen unterliegen, und der Verkauf erfolgt meistens über fragwürdige Verkaufskanäle. Ein Grund für seriöse Informationen.
Von Laura Jucker

Bei den Schweizer Zoll- und Strafverfolgungsbehörden bleiben bei stichprobenartigen Kontrollen je länger, je mehr Pakete mit Dopingsubstanzen hängen. So waren es im Jahr 2016 noch 488 Postsendungen, im Jahr 2017 bereits 624 Postsendungen, die bei den Kontrollen aufgespürt wurden. Dies ist ein nur sehr kleiner Prozentsatzvon allen eingeführten Postsendungen mit Dopingsubstanzen. Angesichts der Tatsache, dass in Europa jährlich für mehrere hundert Millionen Euro Anabolika-Präparate über den Schwarzmarkt verkauft werden, wird die Dunkelziffer der Konsumenten und Konsumentinnen auf bis zu 20 Prozent der Fitnessstudio-Kundschaft geschätzt.

Flyer und Internet
Die gesellschaftliche Entwicklung beim Doping im Freizeitsport zeigte der ZüFAM, dass bei der Sensibilisierung über die Risiken des Konsums von Anabolika Handlungsbedarf besteht. Im Januar 2016 verschickte sie deshalb an rund 130 Fitnesscenter im Kanton Zürich den Informationsflyer «Bodytuning – Die Risiken» zum Auflegen für Kundinnen und Kunden. Der Inhalt fokussiert vor allem auf 16- bis 30-jährige Frauen und Männer. Weil sich diese Zielgruppe oft in den sozialen Medien bewegt, wurden als zweiter Schritt die Informationen über die Risiken auf Facebook und Instagram beworben. Da es dazu eine digitale Plattform braucht, konzipierte die ZüFAM eine neue Website, die sich ausschliesslich dem Thema «Doping im Freizeitsport» widmet. Die ZüFAM-Verantwortlichen entschieden sich bewusst gegen Chatforen für Bodytuning- Interessierte, weil eine Kontrolle der Inhalte auf diesen Plattformen unmöglich ist. Ganz im Gegensatz zu den Inhalten auf der eigenen Website, die zudem laufend mit Links, Studien und Literaturangaben ergänzt werden können. Bei der Gestaltung der Website orientierte man sich bei der Bild- und Textauswahl an der männerdominierten Muskelwelt, wie sie beispielsweise aus diversen Fitnessmagazinen bekannt ist, und unästhetische Fotos wurden nicht ausgewählt. Damit die Botschaften des Informationsflyers und der Website bodytuning-check.ch möglichst in den Akzeptanzbereich der Lesenden fällt, wurden zudem Bodytuning und Bodybuilding an sich nicht in Frage gestellt, sondern bewusst eine neutrale, fachliche Sprache gewählt. Seit der Aufschaltung von bodytuningcheck.ch im Januar 2017 besuchten bis heute rund 6000 Interessierte die Website. Während der Kampagnen auf Facebook und Instagram zeigten sich deutlich mehr Klicks auf die Website als ohne Kampagne. Die grosse Anzahl an Interessierten wären also ohne die Nutzung von Social Media-Plattformen nicht erreicht worden.

Seriöse Informationen
Beim Thema Anabolikakonsum werden unter der Rubrik «Mythen und Fakten» Mythen wissenschaftlichen Fakten gegenübergestellt. Beim Mythos beispielsweise, dass mit Hilfe von anabol-androgenen Steroiden die Muskelmasse jeder Person vergrössert werden kann, wird oft die unterschiedliche genetische Disposition nicht berücksichtigt. In der Rubrik «Wissenswertes» werden die gesundheitlichen Risiken des Konsums von anabolen Steroiden aufgezeigt. Es wird auch darauf hingewiesen, dass im Internet gekaufte Anabolika meist aus zweifelhaften Quellen stammen, was mit zusätzlichen Risiken verbunden ist. Viele Präparate sind verunreinigt, die Dosierungsangaben stimmen nicht oder der Inhalt entspricht nicht dem, der auf der Packung vermerkt ist.
In der Rubrik «Broschüren» steht der erwähnte Informationsflyer für den Download zurVerfügung. In den Rubriken «Studien» und «Literatur und Links» werden aussagekräftige Studien, Forschungsberichte und weitere interessante Literatur aufgeschaltet und laufend ergänzt. Wichtig für Personen, die eine Beratung wünschen – sei es für Anabolikakonsumenten selber oder für Angehörige – sind die Adressen verschiedener Beratungsstellen in der Rubrik «Beratung».
Um im Internet dort präsent zu sein, wo sich an Dopingsubstanzen Interessierte bewegen, braucht es wiederholte Facebook- und Instagram-Kampagnen und einen langen Atem der Suchtprävention. Aber auch neue Ideen sind gefragt. Sowird derzeit ein Schulungstool zum Thema «Anabolikakonsum im Freizeitsport» für die Mittel- und Berufsschulen konzipiert. Ab Sommer 2019 steht der Kurzfilm mit methodischen Vorschlägen für die Diskussion in der Klasse den Lehrpersonen zur Verfügung. Dieses Schulungstool entwickelt die ZüFAM in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung.

Laura Jucker, Projektleiterin Bodytuning, ZüFAM, Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten-Missbrauchs.

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